Vollständiger Titel des Forschungsprojekts: "Einfluss spezifischer psychologischer Faktoren auf die Belastung durch körperliche Beschwerden im Alltag".
Projektteam: DDr. Ricarda Nater-Mewes; Anja Feneberg, BSc MSc; Prof. Dr. Urs Nater.
Institut/Arbeitsbereich: Forschungs-, Lehr-, und Praxisambulanz; Klinische Psychologie des Erwachsenenalters.
Worum geht es im Projekt? Ziel des Projektes ist die Untersuchung des Einflusses von spezifischen psychologischen Faktoren auf die Beeinträchtigung durch körperliche Beschwerden und auf Stress-assoziierte Hormone im Alltag von Frauen, die besonders an körperlichen Beschwerden leiden.
Warum ist dieses Projekt wichtig? Anhaltende körperliche Beschwerden, für die sich keine ausreichende medizinische Ursache finden lässt, können den Alltag von Personen mit einer somatischen Belastungsstörungen und von Personen mit Depressionen stark erschweren. Durch das Projekt sollen psychologische Faktoren identifiziert werden, die zu dieser Beeinträchtigung beitragen und die dann in einer Intervention angegangen werden könnten.
Abstract: Anhaltende körperliche Beschwerden verursachen starke Beeinträchtigungen bei Personen mit somatischer Belastungsstörung und Personen mit Depressionen. Es wird angenommen, dass spezifische psychologische Faktoren - wie z.B. negative Emotionen, Katastrophisierung oder Vermeidung bestimmter Aktivitäten - zu dieser Beeinträchtigung beitragen und mit Dysregulationen in Stress-assoziierten biologischen Systemen zusammenhängen. Um diesen Zusammenhang näher zu beleuchten, wurden 29 Frauen mit somatischer Belastungsstörung und 29 Frauen mit Depressionen 14 Tage lang in ihrem Alltag untersucht. Dabei beantworteten sie an fünf Zeitpunkten pro Tag kurze Fragen auf einem iPod und gaben Speichelproben ab. Es zeigte sich, dass die Intensität von körperlichen Beschwerden und die Beeinträchtigung durch körperliche Beschwerden umso höher war, je mehr von den spezifischen psychologischen Faktoren zum gleichen Zeitpunkt oder zum vorherigen Zeitpunkt (3-4 Stunden vorher) vorhanden waren. Zudem waren diese spezifischen Faktoren mit dem Cortisollevel assoziiert. Die Befunde zeigen, dass die untersuchten psychologischen Faktoren als transdiagnostisch in der Entwicklung und Behandlung körperlicher Beschwerden angesehen werden können. Im nächsten Schritt soll dieses Wissen nun zur Entwicklung von Interventionen direkt im Alltag von betroffenen Personen genutzt werden.
Erklärung in "Einfacher Sprache": Körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Schwindel, Durchfall oder Herzrasen können einen im Alltag sehr stören. Manche Leute haben ständig solche Beschwerden und leiden sehr darunter. In unserer Studie haben wir uns mit Frauen beschäftigt, die ständig körperliche Beschwerden haben. Wir haben erforscht, wie bestimmte Gedanken oder Gefühle dazu führen, dass sie stärker unter ihren körperlichen Beschwerden leiden. Dieses Wissen soll nun dazu verwendet werden, diesen Frauen dabei zu helfen, dass es ihnen wieder besser geht.
Nater-Mewes, Feneberg & Nater
07.11.2021