Massaccesi, Silani & Co ...

13.03.2022

... erforschen die Wirkung von Opioiden auf Stress und Sozialverhalten.

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Volllständiger Titel des Projekts:
"Opioid-mediierte Abschwächung der Cortisol-Reaktion auf Stress – Auswirkungen auf Stimmung und und den Wunsch nach sozialer Belohnung".

Projektteam/Partner*innen: Claudia Massaccesi und Giorgia Silani (Clinical Social Neuroscience Unit) in Kooperation mit Urs M. Nater und Claus Lamm (alle Universität Wien), Matthaeus Willeit (Medizinische Universität Wien), Boris B. Quednow und Daniel Mueller (Universität Zürich).

Institut/Arbeitsbereich: Clinical Social Neuroscience Unit, Institut für Klinische und Gesundheitspsychologie.

Worum geht es im Projekt? Das Hauptziel des Prokektes ist die Erforschung der Auswirkung von Morphium, einem selektiver μ-Opioid-Rezeptor-Agonist, auf psychologische und physiologische Stressreaktionen und stressinduziertes Wollen und Mögen von sozialen Belohnungen in Form von sanftem Streicheln.

Warum ist dieses Projekt wichtig? Aufgrund der weiten Verbreitung opioiderger Medikamente ist ein besseres Verständnis ihrer Auswirkungen auf Stressresilienz und das Sozialverhalten essenziell. Ein neurochemisches Verständnis sozialer Motivation kann zu einer Verbesserung der Behandlung von Erkrankungen, die durch soziale Defizite gekennzeichnet sind, führen.

Abstract: Tierversuche deuten auf eine zentrale Rolle des μ-Opioid-Rezeptor Systems bei der Regulierung von Bindungsverhalten und der stressreduzierenden Wirkung sozialer Kontakte hin. Über die neuronalen Korrelate stressinduzierter Kontaktsuche bei Menschen ist jedoch noch wenig bekannt. In einem randomisierten, doppelblinden Zwischen-Subjekt-Design wurde gesunden Teilnehmern (N = 80) 10 mg des µ-Opioid-Agonisten Morphin oder ein Placebo verabreicht. Nach einer standardisierten psychosozialen Stressinduktion nahmen die Teilnehmerinnen an einer sozialen Belohnungsaufgabe teil, in welcher die Motivation soziale Berührung (sanftes Streicheln) zu erhalten und hedonische Reaktionen auf diese bewertet wurden. Der typische Anstieg von Cortisol im Speichel nach akuter Stressexposition wurde durch Morphin verhindert. Bemerkenswert ist, dass diese veränderte physiologische Reaktionsfähigkeit mit einem erhöhten negativen Affekt als Reaktion auf psychosozialen Stress und einem erhöhten Wunsch nach sozialem Kontakt verbunden war. Diese Befunde liefern neue Hinweise auf die Wirkung von Opioiden auf Reaktionen psychosozialer Belastungen und weisen auf eine zustandsabhängige Regulation sozialer Motivation hin.

Erklärung in "Einfacher Sprache": Menschen, denen in dieser Studie Morphium verarbreicht wurde, hatten weniger Kortisol im Speichel. Die Teilnehmer reagierten auch negativer auf Stress und hatten ein höheres Verlangen nach angenehmem Körperkontakt (Streicheln am Unteram). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Opioide unsere Fähigkeit mit stressreichen Situationen umzugehen, verringern können. Nach akutem Stresserleben kann Körperkontakt mit anderen beruhigend wirken.

Portraits Claudia Massaccesi und Giorgia Silani