Vollständiger Titel: Der Einfluss von gewalttätigen Videospielen auf Empathie und emotionale Reaktivität
Projektteam/Partner*innen: Lukas Lengersdorff, Isabella Wagner, & Claus Lamm
In Kooperation mit Andreas Olsson und Predrag Petrovic (Karolina Institut, Stockholm, Schweden)
Institut/Arbeitsbereich: Institut für Kognition, Emotion, und Methoden der Psychologie, Social Cognitive and Affective Neuroscience Unit
Worum geht es im Projekt/Artikel (zentrale Fragestellung)? (max. 40 Wörter):
Wir wollen die (oftmals kontrovers diskutierte) Frage beantworten, ob gewalttätige Videospiele einen negativen Einfluss auf die menschliche Empathie haben. Hierfür verwenden wir Verhaltensexperimente und neurowissenschaftliche bildgebende Verfahren.
Warum ist dieses Projekt/dieser Artikel wichtig? (inkl. Nutzen für die Gesellschaft, optional) (max. 40 Wörter):
Der behauptete negative Effekt von Videospielgewalt auf das menschliche Sozialverhalten steht immer wieder im Zentrum von öffentlichen Diskursen. Wissenschaftliche Ergebnisse dazu widersprechen sich jedoch häufig, zudem ist die Aussagekraft bisheriger Studien stark begrenzt. Unsere Ergebnisse könnten für die effiziente Gestaltung von Interventionsprogrammen gegen gewalttätiges Verhalten eingesetzt werden.
Abstract (ca. 120 Wörter):
Videospiele sind heutzutage ein fixer Bestandteil des Lebens vieler Menschen. Allerdings enthalten viele Videospiele Darstellungen von extremer Gewalt, und immer wieder werden Sorgen laut, dass diese Spiele das Mitgefühl ihrer Spieler abstumpfen lassen, und die Hemmschwelle für echte Gewalt herabsetzen könnten. In unserer Studie haben wir mithilfe von Verhaltensexperimenten und neurowissenschaftlichen Methoden untersucht, ob dies tatsächlich der Fall ist. Wir ließen erwachsene männliche Versuchspersonen wiederholt entweder ein höchst gewalttätiges Videospiel, oder eine gewaltlose Version desselben Spiels spielen. Davor und danach führten wir Messungen ihrer empathischen Reaktionen auf den Schmerz anderer Menschen durch. Es zeigte sich, dass die Videospielgewalt keinen Einfluss auf die Empathie der Versuchspersonen hatte. Es bleibt aber noch ungeklärt, ob auch eine längere Beschäftigung mit Videospielgewalt ohne Folgen bleiben würde, und ob sich bei vulnerableren Personengruppen (wie etwa Jugendlichen und Kindern) diesselben Ergebnisse zeigen würden.
Link zu Projekt-Homepage/Artikel/ weiteren Infos (optional):
Lengersdorff, L. L., Wagner, I. C., Mittmann, G., Sastre-Yagüe, D., Lüttig, A., Olsson, A., Petrovic, P. & Lamm, C. (2023). Neuroimaging and behavioral evidence that violent video games exert no negative effect on human empathy for pain and emotional reactivity to violence. Elife, 12, e84951.
doi.org/10.7554/eLife.84951
Erklärung in „Leichter Sprache“:
In vielen Videospielen kommt sehr viel Gewalt vor. Viele Menschen machen sich Sorgen, dass diese Spiele das Verhalten von Menschen verändern. Es könnte zum Beispiel sein, dass Menschen wegen diesen Spielen kein Mitgefühl mit anderen mehr haben. Wir haben untersucht, ob das tatsächlich so ist. Laut unseren Ergebnissen ist Gewalt in Videospielen nicht schlecht für das Mitgefühl. Es bleiben aber noch viele Fragen offen. Wir können noch nicht sicher sagen, dass Videospiele gar keine schlechte Wirkung haben können.