Filmabend der Fakultät

31.05.2019

Bewegender Film "Das Haus neben den Gleisen" und Podiumsdiskussion.

"Das Haus neben den Gleisen" ist ein Dokumentarfilm der Regisseurinnen Simone Catharina Gaul und Nora Fingscheidt und porträtiert die „Frauenpension“ der Caritas Stuttgart, die 52 Frauen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, eine Unterkunft bietet. Dass Obdachlosigkeit jede(n) treffen kann, zeigt ein Zitat des Films. Auf die Frage, wo sie früher gewohnt habe, antwortet eine der Bewohnerinnen: "Villa, 5 Zimmer. Ich wollte niemals in meinem Leben so enden. Ich schäme mich so!"

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Prof. Germain Weber wurde deutlich, dass die Dokumentation viele Facetten beleuchtet, die den DiskutatInnen auch aus Wien bekannt sind. So berichtete Elvira Loibl (vom FrauenWohnZentrum der Caritas Wien) aus eigener Erfahrung, dass Frauen, die sich an ihre Einrichtung wendeten, zuvor oft schon lange in "verdeckter Wohnungslosigkeit" gelebt hätten. Hilfe erreiche sie dann oft erst am "Tiefpunkt". Wichtig sei außerdem nicht zu vergessen, dass auch viele Frauen aus der sogenannten Mittelschicht von Armut und Wohnungsnot betroffen seien. Dazu ergänzte Manuela Wade (AG Frauen und Armut), dass selbst in einem reichen Land wie Österreich 1, 2 Millionen Menschen als armutsgefährdet gelten, wobei Frauen stärker betroffen seien als Männer, vor allem im Alter. Das Problem sichtbar zu machen sehe sie als einen ersten wichtigen Schritt in Richtung einer Verbesserung der Situation an.

"Unser Anspruch ist banal: Wir wollen eigenverantwortliches Wohnen und Leben ermöglichen, ohne Zwang und ohne Druck", so Markus Reiter, Mitbegründer des Vereins "neunerhaus" in Wien. Über diese Sozialorganisation finden jährlich rund 570 ehemals obdach- und wohnungslose Menschen Unterkunft. Dass gerade beim Punkt der Eigenverantwortlichkeit noch viel nachzubessern sei, unterstrich auch Regina Amer von Hope Austria. Sie setzt sich für die Selbstorganisation und die Vernetzung von Menschen in Obdachlosigkeit in ganz Europa ein und sprach einen weiteren zentralen Punkt an: "Man muss mit den Menschen sprechen, nicht über sie." "Wohnen ist ein Menschenrecht", betonte sie zum Abschluss der Diskussion, und als solches sollte es auch im viertreichsten Land der EU behandelt und umgesetzt werden!

Die knapp 100 ZuseherInnen diskutierten den Film rege mit und stellten viele Fragen an die Gäste. Dank gebührt dem Organisationsteam um Alina Dorsch und Dominic Huck, Prof. Germain Weber und besonders den Gästen auf dem Podium.

Frau sitzt in einem kleinen Zimmer voller Stofftiere
Langer heller Gang, an dessen Ende eine Frau in einem Zimmer sitzt
Gäste der Podiumsdiskussion
Organisationsteam und Gäste der Podiumsdiskussion